Wasbek 2012 - Die ersten Entscheidungen fallen

Dieser Bericht muss leider vorerst ohne Fotos auskommen. Unser "Vereinsfotograf" Hermann Martens steckt mitten in den Vorbereitungen für seine Reise in die USA zur vielleicht größten Tractorpullingveranstaltung der Welt in Bowling Green, Ohio. Wir wünschen ihm auf jeden Fall eine unvergessliche Reise. Den 5. RCTP Meisterschaftslauf hat Hermann allerdings noch mitnehmen können. Die vergleichsweise kurze Reise nach Wasbek hat sich mal wieder gelohnt. Wie schon bei der Premierenveranstaltung im Vorjahr hatte das Veranstaltungsteam rund um Familie Rudolf  Glück mit dem Wetter. Den ganzen Tag und bis in die Nacht konnte man es in T-Shirt und kurzer Hose gut aushalten.             

Two Wheel Drive

Der Führende in der Meisterschaft, Stefan Leefers, befand sich während des Pulls im Dänemarkurlaub. Seine Tractoren wurden von Patrick und Frank Siemsen betreut, die ihre Sache sehr gut machten. Frank fuhr den Two Wheel Drive obwohl der Spyro eigentlich der härteste Konkurrent seines eigenen Modells Pathfinder ist. Überraschend nicht am Start war leider der Undertaker von Rene Deutsch. Der Vierte im Bunde, Little Pam von Sven Sendel, wird immer stärker und scheiterte nur wenige Zentimeter am Pathfinder. Mit großem Abstand davor landete der Spyro mit seinem Ersatzfahrer. Nach drei Siegen in Folge ist der Meistertitel für den derzeit stärksten TWD eigentlich nur noch eine reine Formsache. Man darf gespannt sein, wie sich das Modell auf dem Final Pull gegen die holländische Konkurrenz verkaufen wird.

Freie Klasse 3kg

Hier gab es für die Zuschauer in den Vorläufen zwei unfreiwillige Showeinlagen zu sehen. Auf Grund eines Bremswagendefektes, flog zunächst Thor und direkt danach Dr. Feelgood völlig ungebremst über die Bahn und in den Erdwall. Der Thor (ehemals Beaker) wurde in Wasbek von Routinier Andre Gerritzen gefahren. Dieser hatte aber in Wasbek kein Glück an den Fingern und scheiterte in beiden Vorläufen an der "schmalen" Bahn. Einen souveränen Full Pull verbuchte hingegen Olaf Berner. Der Mann aus Dorsten war ja eigentlich vom aktiven Sport zurückgetreten. Kurz vor der Veranstaltung entschied er sich eine Pause vom Rücktritt einzulegen und seine verstaubten Modelle aus dem Keller zu holen. Der Wild Hawk hatte nichts verlernt und ging sogar am Twister von Christof Krapp vorbei. Just Invader von Johannes Jansen hatte zwar den schnellsten Full Pull. Im Stechen war aber keine gute Weite möglich, weil das Modell immernoch mit einem starken Linksdrall zu kämpfen hat. Der Tagessieg ging wie schon in Dülmen II an Dr. Feelgood. Durch diese Serie wird die Meisterschaft noch einmal richtig spannend. Twister und Dr. Feelgood haben nun jeweils zwei Siege auf dem Konto. Durch die deutlich besseren restlichen Ergebnisse hat Twister aber die besseren Karten. Ein weiterer Sieg würde ihm zum Titel reichen. Insgesamt ist die Situation der 3kg Klasse sehr positiv zu betrachten. Letzten Winter galt die Klasse schon fast als ausgestorben. Nun liefern sich vier Fahrzeuge eine spannende Meisterschaft. Mit Olaf Berner und Alfred Jansen gibt es gelegentlich sehr konkurrenzfähigen Besuch und wie man so hört sind noch zwei Neubauten in der Planung. Dazu gibt es demnächst hoffentlich Weiteres zu lesen. 

Pro Stock 3,5kg

Nicht weniger als 11(!) Starter gab es in dieser Klasse. Neben den RCTP Modellen gab es in Wasbek auch drei Gaststarter. Dirk Ehlers aus Hassmoor war mit seinen beiden Söhnen vorbeigekommen und hatte drei Pro Stocks im Gepäck. Die Modelle haben jeweils einen konventionellen Elektromotor eingebaut Damit war natürlich kein Tagessieg möglich. Die beiden Jungs hatten aber dennoch eine Menge Spaß. Im Kampf um den Tagessieg gab es eine richtige Dramatik. Vasco Rudolf, der noch nie auf heimischen Boden gewinnen konnte, schaffte es tatsächlich den Seriensieger "Red Line Fever Lite" hinter sich zu lassen. Doch genau für solche Zwecke hat Sven Sendel ja noch sein zweites Eisen im Feuer. Der Black Jack setzte sich läppische 13 Zentimeter vor den Lokalmathadoren und bleibt zumindest als Fahrer in dieser Klasse ungeschlagen. Rocky war auch stark unterwegs. Im Stechen gab es aber eine kleine Abmagerung im CMB Motor und der Platz auf dem Podest war dahin. Nach dem großartigen Auftritt im Vorjahr hatte sich sicherlich auch Patrick Ruge mehr vorgenommen. Der Motor in seinem Hörbi ließ sich aber partout nicht einstellen. Ein Pull war nicht möglich. Gar nicht erst angereist waren die beiden Pro Stocks des Team X-tremes. Sehr bemerkenswert ist die Formkurve von Uli Dünker und seinem Dschinni Evolution. Uli hat nach jedem Lauf kleine aber entscheidene Veränderungen an seinem Fahrzeug gemacht und hat inzwischen von der Leistung her zur Spitze aufgeschlossen. Manche meinen sogar, dass der Dschinni Evolution der stärkste Pro Stock im Feld sei. Leider ist das Fahrzeug kaum in der Bahn zu halten. Uli musste auch in Wasbek mehrfach Gas wegnehmen um zwischen den Linien zu bleiben. Ein erster Full Pull und ein fünfter Platz waren aber dennoch eine gute Bilanz für diese weite Reise. 

Freie Klasse 3,5 kg

Mit Speedy von Dirk Ehlers stand eine echte Unbekannte auf der Starterliste. Das Modell ist mit einem 20ccm OS-Supercharged bestückt und galt als sehr harte Konkurrenz. Dirk schaffte damit auch sofort einen spielerischen Full Pull. Im Stechen musste er sich aber der "Einzylinder-Zweitakttruppe" geschlagen geben. Die drei Fahrzeuge des Team Crazy Toy fahren eine bärenstarke Saison. Teamintern war in Wasbek wieder der Predator vorne. Christof hatte schon in Dülmen gewonnen und darf sich inzwischen berechtigte Hoffnungen auf einen Pokal am Ende der Saison machen. Trotzdem musste sich das Team Crazy Toy in Wasbek geschlagen geben. Interimsfahrer Patrick Siemsen fuhr zum ersten mal unlimitierte Freie Klasse und machte einen sehr guten Job. Mit Schweißperlen auf der Stirn hielt er den Phönix zweimal in der Bahn und ließ auch die stärkste Konkurrenz einen halben Meter hinter sich. Eigentümer Stefan Leefers konnte sich die anschließende Siegerehrung live am Telefon anhören. Die 3,5kg Klasse ist an Spannung nicht mehr zu überbieten. Nach 5 Läufen gab es nun 5 verschiedene Tagessieger. Wobei Granaten wie Erlkönig, Dingo und Tier noch auf ein Comeback warten. Zwei weitere Tagessiegkandidaten konnten ihr Potenzial bisher noch nicht voll entfalten. Der Magnum von Christof Krapp hat immernoch damit zu kämpfen, alle Motoren gleichzeitig am Laufen zu halten. Man kann aber davon ausgehen, dass Christof  dieses Problem bald in den Griff kriegen wird. Beim Joker weiß man immernoch nicht genau, was das Fahrzeug zu leisten im Stande ist. Nachdem der Austausch der Kupplung vor dem Lauf in Wasbek schon eine erhebliche Verbesserung gebracht hat, wird bis zum Lauf in Höbek nun auch noch eine langsamere Untersetzung eingebaut.  

Super Stock 3,5kg Klasse

Drei Fahrzeuge zeigten an diesem Samstag nicht die Leistung, die man von ihnen erwartete. Bad Medicine hatte Motorprobleme. Newborn Deere lief zwar vernünftig, war aber viel harmloser als zu Beginn der Saison. Inzwischen wurde wohl das Problem gefunden. Der Incredible Deere aus Kleve kam diese Saison noch gar nicht auf Touren. Genaugenommen steht das Fahrzeug einfach am Start und qualmt. Mehr passiert dort nicht. Und genau dieser Qualm ist scheinbar auch die Ursache für die fehlende Leistung. Unter der Kunststoffhaube saugt der Motor nur die sauerstoffarme Abgasluft an und entfaltet keine Leistung. An einer Lösung wird bereits gearbeitet. Da haben es die Fahrer von Mokimodellen einfachen. Diese Motoren sind so zäh, dass sie fast mit jeder Vergasereinstellung noch einigermaßen laufen. Alle 4 Moki Modelle landeten auch im Stechen. Der erste von Ihnen, Bambis Nightmare legte einen schönen Pull vor und ließ Silver Shadow deutlich hinter sich. Vasco, der bis dahin noch nie auf seiner eigenen Veranstaltung gewinnen konnte, wäre schon mit einem Platz auf dem Treppchen zufrieden gewesen. Als dann aber ein Konkurrent nach dem nächsten hinter ihm blieb, war die Sensation perfekt: Sieg auf der eigenen Bahn! Dafür gab es dann von den lieben Teamkollegen eine kräftige Dusche mit der Gießkanne. Wie schon in der Freien Klasse 3,5kg gibt es auch bei den Super Stocks ständig wechselnde Tagessieger. Einzige Konstante ist der Supernatural, der konsequent bei jeder Veranstaltung zweiter wird. Durch dieses fleißige Sammeln von 17 Punkten liegt das Modell in der Meisterschaft vorne. Dicht gefolgt von Bambis Nightmare, der schon zweimal gewinnen konnte. Wenn man schon mit zwei Streichresultaten rechnet, hat Vasco die weitaus besseren Karten. Man darf gespannt sein.

Freie Klasse 4,5kg

Für die Freie Klasse 4,5kg wurde die Bahn noch einmal kräftig gewässert und bot nun ordentlich Traktion. Genau dieser Umstand wurde dem ersten Starter, Straight Flush, zum Verhängnis. Das Modell war nach den Dülmen Veranstaltungen kräftig überarbeitet wurden und sollte nun endlich die gewünschte Zuverlässigkeit haben und seine Leistung voll entfalten können. Das klappte dann auch direkt. Der "Doppelimpeller" ging mit hoher Geschwindigkeit über die Bahn. Als bei 8 Metern der Hebel voll durchgezogen wurde, machte das ganze Fahrzeug einen Satz und landete über Kopf. Dabei gingen einige Sachen zu Bruch, die sich zwar notdürftig richten ließen. Dadurch, dass auch ein Vergaser verbogen wurde, passte aber die Standgaseinstellung nicht mehr richtig und ein vernünftiger Pull in Wasbek war nicht mehr drin. Immerhin: Der Titel Crash of the Year ist schon reserviert. Der Titel "RCTP-Champion 2012" ist deutlich mehr wert und geht dieses Jahr verdient nach Dülmen an das Team Rubber Duck. Auch in Wasbek konnte der Doppel FS-200 die Konkurrenz hinter sich lassen. Ein makelloser Full Pull reichte dafür, weil auch der Thunderbolt auf der Hinterachse über die Bahn tanzte. Frank Siemsen und Tim Steinhagen haben sich aber fest vorgenommen die Wieschermänner mindestens noch einmal im Jahr 2012 unter Wettkampfbedingungen zu schlagen! Der dritte Verfolger, Magnum, konnte auch nicht mehr eingreifen. Gleich zu Beginn des Pulls zerlegte sich die Hinterachse. Und das bei einem Pull, wo endlich mal alle Motoren sehr gut liefen ...

 

Super Stock 4,5 kg

Wenn eine knappe Meisterschaft dem Ende entgegengeht, werden die einzelnen Läufe noch emotionaler. Das war in Wasbek klar zu spüren. Jan-Bernd Peters hatte mit zwei Siegen in die Saison gestartet und muss nun aufpassen, dass die aktuelle Formkrise des New Born Deere bald beendet ist. Unter Einberechnung der Streichresultate ziehen bereits die ersten Konkurrenten an ihm vorbei. Allen voran der Titelverteidiger Supernatural, der nach zwei Siegen in Dülmen auch in Wasbek wieder sehr stark unterwegs war. Kurz vor Schluss sah Patrick im Stechen schon wie der sichere Sieger aus. Aber dann kam noch der Lokalmathador, Vasco Rudolf. Vasco hatte sein Leben lang immer Pech auf Heimveranstaltungen und eigentlich auch immer Pech, wenn er Super Stocks kaufte. In diesem Jahr werden aber sämtliche Serien gebrochen. Der Bambis Nightmare setzte sich eine gute Schrittlänge vor den Konkurrenten aus Bad Bramstedt und schaffte auch in der schweren Super Stock den Tagessieg. Dafür gab es natürlich wieder eine Dusche. Die Plätze 1und 2 waren somit identisch, wie in der 3,5. Auf dem dritten Platz schaffte es diesmal Johannes Jansen, dessen Incredible Invader vor dem Lauf eine hübsche neue Blechhaube verpasst bekam. Die Vorgängerhaube sah inzwischen aus wie ein zertretener Joghurtbecher. In der Meisterschaft (Streichresultate eingerechnet) liegt nun Supernatural knapp vor dem New Born Deere. In Lauerstellung warten Bambis Nightmare und Incredible Invader. Es ist sehr schwer hier eine Prognose abzugeben. 

Freie Klasse 5,5kg  

Straight Flush war bedingt durch den 4,5er Crash nicht mehr wettkampffähig. Die verbliebenen 3 Starter schafften es ins Stechen. Dort punktete Helloise erneut mit Konstanz und sammelt weiter kräftig Punkte auf dem Weg zur Vizemeisterschaft. Der deutlich stärkere Thunderbolt landetete nur knapp vor ihm. Rein von der Leistung hätte der Thunderbolt auch die Möglichkeiten zu einem Full Pull im Stechen gehabt. Aber wie schon in der 4,5er war das Modell nur schwer in der Bahn zu halten. Den schönsten Pull des Tages lieferte dann aber der Multi Chaos. Der weltweit erste 4fach - Moki lief wie noch nie zuvor und schockierte die Konkurrenz mit einem Bilderbuch-Full Pull im Stechen, der erst im Erdwall endete. Auch der Sound des Tractors ist erstklassig! Am Multi Chaos liegt momentan die Messlatte und es bleibt zu hoffen, dass die Konkurrenz sehr bald dort hinkommt.

Nach den perfekt organisierten Läufen in Dülmen hatte es Wasbek eigentlich schwer Akzente zu setzen. Auf Grund des tollen Wetters, den starken Wettkämpfen und vor allem auf Grund der super Vorbereitung war auch der Lauf in Wasbek ein echtes Saisonhighlight. Vasco und seine Familie hatten sich vorher und auch während der Veranstaltung mächtig ins Zeug gelegt. Der Veranstalter war manchmal gleichzeitig damit beschäftigt Trinken zu holen, die Bahn zu machen, Tractoren vorzubereiten und Teile für andere Teams aus der Werkstatt zu holen ... und trotzdem hatte er den ganzen Tag beste Laune. Der Tag war übrigens äußerst lang. Bis weit nach Mitternacht wurde noch am Lagerfeuer gefachsimpelt und die ein oder andere lustige Storie ausgetauscht.