Windbergen 2012 - Langsames Erwachen aus den Winterschlaf!

Der Saisonstart 2012 verläuft etwas träger als noch in den Vorjahren. Nachdem viele Teams beim ersten ML in Anholt ihr Streichresultat genommen haben, waren in Windbergen wieder fast alle Teilnehmer am Start. Vermisst wurde auf jeden Fall das Team Kompressor. Sönke und Martin fahren 2012 nur drei Veranstaltungen und vertagten ihren Saisonauftakt. Für das "Windbergen Flair" war aber auf jeden Fall gesorgt. Hermann und Peter Martens sowie deren Freunde aus der Gegend hatten wieder ganze Arbeit geleistet um diese Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Das Wetter hätte besser nicht sein können. 

Fotos: Hermann Martens und Christian Broksch                                

Two Wheel Drive

Diese Klasse wird in 2012 mächtig an Niveau gewinnen. Während in den Vorjahren Pathfinder noch relativ unbedrängt die Meistertitel einfahren konnte, macht jetzt die Konkurrenz ernst. Über den Spyro von Stefan Leefers wurde auf dieser Homepage schon viel berichtet. Hinzu kommen zwei TWDs von den Flügelpositionen des Crazy Toy Teams. Sven Sendel und Rene Deutsch haben ihre alten Modelle stark um- bzw. neu gebaut um 2012 die Machtverhältnisse in dieser Klasse neu zu ordnen. Sven war bis in die Fingerspitzen motiviert und testete noch wenige Tage vor der Veranstaltung das neue Modell. Leider gab es bei diesem Test einen Defekt, der sich auf die Schnelle nicht reparieren ließ ... zu hoch gepokert. Besser machte es Rückkehrer Rene Deutsch, der nach einer längeren Micropullingabstinenz mit seinem Undertaker gleich einen rasanten Full Pull vorlegte. Genau das hatte man auch von Stefan Leefers erwartet, dessen Modell Spyro vor der Saison in eine Favoritenrolle gedrängt wurde. Der Spyro ist in der Tat sehr professionell aufgebaut und hat mit einem 10ccm Moki wahrscheinlich auch am meisten Leistung. Die Motoreinstellung verhinderte allerdings einen Full Pull bei der Premiere. Erster Starter im Stechen war Pathfinder. Frank Siemsen zeigte einen sehr guten Pull, der allerdings auf der Außenlinie der Bahn endete und somit nicht gemessen werden musste. Rene Deutsch konne also ganz bequem den Sieg einfahren. Ein gelungenes Comeback!

Freie Klasse 3kg

Hier gibt es nicht viel zu schreiben. Johannes Jansen konnte ohne Mühe die 21 Punkte aus Dithmarschen entführen. Thor und Twister nahmen ihr Streichresultat und freuen sich nun auf das Kräftemessen in Dülmen. Der spontan umgebaute Dr. Feelgood ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden und hätte dem Just Invader gerne Konkurrenz gemacht. Durch Probleme unbekannter Herkunft zickte der Motor im Standgas allerding so doll, dass ein Start nicht möglich war. Wie es mit diesem Modell weitergeht, steht noch nicht 100% fest. Vielleicht gibt es in Dülmen noch einen Start in der 3kg Klasse. Eine Dauerlösung ist es aber nicht. 

Pro Stock 3,5kg

Nach der etwas enttäuschenden 3kg Klasse waren die Pro Stocks eine sehr schöne Entschädigung. Diese Klasse boomt wie verrückt und begeistert Fahrer und Zuschauer. Sieben Starter gab es und nahezu jeder hatte das Zeug zu gewinnen. So wunderte es niemanden, dass die Platzierungen 2 bis 6 innerhalb von nur 70cm lagen. Auf Grund einer schweren Bremswageneinstellung gab es allerdings keine Pull Pulls. Die einzigen Ausreißer waren der neue Taking Care of Business, der noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hat und der wunderhübsche Red Line Fever Lite von Sven Sendel. Der Tractor mit einem Brushlessmotor deklassierte die Verbrenner um immerhin 2,5 Meter. Sven gilt nach dem Lauf klar als Favorit für die Meisterschaft aber nicht als unschlagbarer Gegner. Die Verbrennerteams haben schon Pläne in der Hinterhand...

Freie Klasse 3,5 kg

In den Reihen der Windbergener Zuschauer konnte man zu diesem Zeitpunkt Sätze hören wie: "Jetzt wird's laut!" oder "Gleich kommen die dicken Brummer". Vollkommen richtig ... nun kamen die dicken Brummer und es wurde laut. Die mit Abstand beste Performance zeigten die Jungs vom Team Crazy Toy. Der neu aufgebaute Destroyer ist heiß auf den Titel und Achim zeigte zwei beeindruckende Pulls. Im Stechen musste er allerdings mehrfach vom Gas um irgendwie in der Bahn zu bleiben. Nutznießer der Situation war David Quade (von Thorsten Stehr anmoderiert mit: "Dävid Quääd"). Der Hulk aus der Vorsaison heißt jetzt Red Baron und war in absoluter Topform. Genaugenommen gab es zwei Gründe für den Tagessieg. Der Motor lief wie ein Uhrwerk und das Fahrzeug fuhr wie auf Schienen geradeaus. Wenn das so bleibt, ist der Red Baron ein ganz heißer Anwärter auf den Titel. Soo ... nachdem ich jetzt die positiven Sachen geschildert habe, kommen wir zum Negativen: Nämlich zum Rest der Klasse!! Doppelfavorit Sönke war nicht vor Ort. Ebenso wenig wie der viermotorige Twister und die beiden Bonnes-Modelle. Aber auch die anderen Fahrzeuge, die am Start waren, bekleckerten sich nicht mit Ruhm. The Joker lief so einigermaßen, gibt aber noch nicht die Leistung ab, die man von dem zweizylinder HP Motor erwartet. Dafür gab es immerhin einen dritten Platz. Beim Green Monster war ein Servo kaputt, Predator und Tier hatten erhebliche Funkstörungen und beim Gladiator hielt der Antriebsstrang immer nur wenige Meter. Schwamm drüber .. Dülmen wird es besser! Außerdem vor Ort war der neue Twin Force von Patrick Ruge. Auf dieses Modell hatten sich viele Leute gefreut. Die Premiere war aber eine herbe Enttäuschung. Patrick hat im Winter sehr sorgfältig mit dem Aufbau dieses zweimotorigen Fahrzeuges angefangen. Als dann aber die Zeit vor Windbergen knapp wurde, musste der Rest provisorisch zusammengezimmert werden. So wie es jetzt aufgebaut ist, war kein Start möglich. Patrick hat aber den nötigen Ehrgeiz um das Modell bis zum nächsten Lauf im Norden für den Wettkampf zu rüsten.

Super Stock 3,5kg Klasse

Bei den beiden Super Stock Klassen kann man trotz gleicher Fahrzeuge von zwei verschiedenen Welten sprechen. In der 4,5er gewinnt pauschal gesagt der stärkste Tractor und in der 3,5er der beste Fahrer. Incredible Invader und New Born Deere stellten dies in Windbergen unter Beweis. Beide Modelle konnten mit dem Übermaß an Leistung kaum in der Bahn gehalten werden. Deutlich weniger Leistung hat der neue Light Super Stock Bad Medicine. Jansens neues Modell konnte aber mit einem 10ccm Mokimotor die Leistung schön umsetzen und einen soliden vierten Platz einfahren. Die beiden neu aufgebauten Modelle Bambis Nightmare und Incredible Deere hatten noch mit Kinderkrankheiten zu kämfen und konnten nicht richtig angreifen. Anholtsieger Green Streak war zwar vor Ort, konnte jedoch nicht in dieser Klasse an den Start gehen. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, war das Modell zu schwer ?!? So war es wieder der alte Hase Patrick Siemsen, der als einziger Teilnehmer seine Modelle im Ziel unterbringen konnte. Silver Shadow holte im internen Stechen den Sieg und hatte direkt Feierabend. Das Modell fährt 2012 keine 4,5kg Klasse.  

Freie Klasse 4,5kg

Auf Grund der oben geschilderten Ausfälle blieben in der 4,5er nur drei echte Starter übrig. Diese drei haben aber allesamt europäisches Top Niveau. Rubber Duck ist momentan ganz klar "State of the Art" und muss mit seiner Favoritenrolle leben. In Windbergen scheint es aber für die Herren aus Dülmen nie besonders gut zu laufen. Letztes Jahr feierte Rubber Duck hier eine magere Premiere und auch in diesem Jahr gab es Probleme. Einer der beiden FS 200 Motoren wollte nicht laufen. Mit halber Kraft reichte es für den Seriensieger diesmal nur zu einem dritten Platz. Die anderen beiden Modelle Thunderbolt und Straight Flush hatten schon in der vergangenen Saison ihren ersten Auftritt, wurden aber jeweils über Winter komplett umgebaut. Beim Straight Flush wurde bis in die Nacht hinein noch an der Fertigstellung gearbeitet. Obwohl noch einige Dinge an dem Modell überarbeitungswürdig sind, zeigte Straight Flush einen wahren Sonntagspull. Es sollte der einzige Full Pull der Klasse bleiben. Thunderbolt zeigte zwar einen fulminanten Start, die Leistung der beiden Moki Motoren, war jedoch zum Ende des Pulls weit vom Optimum entfernt. 

 

Super Stock 4,5 kg

Seit Frank und Patrick Siemsen in der Freien Klasse an den Start gehen, ist die Zeit zwischen den Super Stocks recht stressig. Da kann man schon mal vergessen das Zugpendel hochzuschrauben. So kam es, dass der Titelverteidiger Supernatural keinen Full Pull erreichte. Besser machten es Incredible Invader und New Born Deere. Beide zeigten beeindruckende Full Pulls und ließen schon im Vorlauf die Muskeln spielen. Sie blieben auch die einzigen Starter im Stechen, da Bambis Nightmare und Incredible Deere weiterhin mit Störungen zum kämfen hatten. Das Finale war also ein waschechtes Derby. Zweitakt gegen Viertakt. IH gegen John Deere. Nord gegen Süd. Moki gegen OS. In einem emotional verbissenen Pull Off setzte sich in Windbergen Jan Bernd Peters mit dem New Born Deere durch. Der Motor lief so, wie man es sonst nur vom Rubber Duck kennt und nahm dem Final Pull Sieger Incredible Invader einige Meter ab. Dieser hatte allerdings auch keinen optimalen Run. Die 4,5er Super Stock wird 2012 eine ganz heiße Kiste werden. Viele Fahrzeuge auf hohem Niveau und dazu die emotionalsten Fahrer. Wenn demnächst auch die Neubauten richtig einschlagen, wird die Material und Nervenschlacht ein neues Level erreichen. Soo ... jetzt ist die Stimmung angeheizt, wir freuen uns auf Dülmen!!!

 

Freie Klasse 5,5kg  

Schon bei der Fahrerbesprechung hatte Achim Struck-Winkler angekündigt: "Ich fahre heute zum ersten mal wieder mit 4 Motoren. Also ... wenn das heute auseinanderfliegt, dann sprecht mich bitte 10 Minuten nicht an!". Der Multi Chaos war natürlich das Modell, über das in Windbergen am meisten gesprochen wurde. Seit fast 4 Jahren laufen die Planungen für dieses Projekt. Das Konzept wurde mehrfach verändert und über den Haufen geschmissen. In diesem Frühjahr hat sich Achim aber so in die Fertigstellung festgebissen, dass der Start in Windbergen zur absoluten Pflicht erklärt wurde. Nun stand er da, der Multi Chaos. Kein schöner Micropuller, aber ein kompakter Haufen Leistung. Das Modell hat gut und gerne 10 PS und das Potenzial um europaweit vorne mitzufahren. Beim Warmlaufen deutete eigentlich noch nichts auf eine gute Premiere hin. Die Motoren waren noch etwas störrisch. Vor dem Bremswagen aber, ist der Multi Chaos die pure Gewalt. Mit nur 3 von 4 Motoren zeigte er einen problemlosen Full Pull. Und der reichte direkt zum Sieg. Helloise scheiterte trotz guter Leistung am Full Pull. Thunderbolt ist noch in der Einstellphase. Beim Straight Flush wurden lediglich Hookpoints gesammelt, da eine Kupplung Probleme machte.  Und der Hulk ...?  Das war noch ein ganz anderes Thema. David Quade hatte bekanntlich letztes Jahr den "Neubau des Jahres" gekauft: den Seriensieger Imperator von Stefan Leefers. Die Premiere unter neuem Namen war allerdings der blanke Alptraum. Nach einem Tag voller Pleiten, Pech und Pannen, der kaum ein Team verschont ließ, setzte der Hulk dem ganzen Drama die Krone auf. Ich nenne hier mal die Schlagworte: Startbox, Vollgasklemmer, Suchaktion, Feierabend! Bei diesem unfreiwilligen Stunt wurde der Tractor schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Team Crazy Toy ist aber eisern genug um den Hulk schnellstmöglich wieder zu Erfolgen zu führen. Anschließend wurde der zweite Platz von Lokalmatador Hermann Martens gefeiert und der Multi Chaos zeigte noch einen Pull "für die Fans". Mit vier Motoren ist das nochmal ein ganz anderer Schnack.

In Windbergen hatten sehr viele Modell die "Frühjahrsseuche". Trotzdem hat es wohl niemanden gegeben, der enttäuscht nach Hause fuhr. Im Gegenteil, es wurde viel gelacht und ein sommerlicher und gelungener Pfingstsamstag in Windbergen ging zu Ende.